Silber

Eigenschaften:

Silber ist ein weissglänzendes und weiches Edelmetall. Es ist nach Gold das dehnbarste Metall und kann zu feinen, blaugrün durchscheinenden Folien von Blattsilber ausgewalzt werden. Das Edelmetall besitzt die beste elektrische und thermische Leitfähigkeit aller Metalle. Es wird mit den meisten anderen Metallen - mit Ausnahme von Eisen und Cobalt - legiert. Silber besitzt von allen Substanzen der Erde das höchste Reflexions- und Absorptionsvermögen für Licht. Diese Eigenschaft erklärt den strahlend weissen Metallglanz des Silbers.

Silber ist an sauberer Luft beständig, es läuft jedoch bei Anwesenheit von Schwefelwasserstoff oder beim längeren Kontakt mit Schwefelverbindungen schwarz an. Dabei reagiert der Schwefel mit dem Silber zu Silbersulfid. Dies erklärt, warum Silberbesteck schwarz anläuft, wenn man damit Eier, die Schwefelverbindungen enthalten, isst. Auch der unangenehme Geruch des Silberbestecks ist auf die Anwesenheit von Schwefelatomen zurückzuführen.


Der untere Silberlöffel ist durch den Kontakt mit schwefelhaltigen Eiern schwarz angelaufen
 

Das Edelmetall wird von Salzsäure nicht angegriffen, dagegen ist es in heisser, konzentrierter Schwefelsäure und in Salpetersäure leicht löslich:

3Ag + 4HNO3 -----> 3AgNO3 + NO + 2H2O
2Ag + 2H2SO4 -----> Ag2SO4 + SO2 + 2H2O

Silber löst sich in Alkalicyanidlösungen, gegen Laugen ist es sehr beständig. Mit trockenem Chlor bildet sich eine Schutzschicht von Silberchlorid, feuchtes Chlor reagiert oberhalb von 80°C heftig mit dem Metall. Silberverbindungen (z.B. Silbernitrat) sind sehr lichtempfindlich und müssen in braunen Flaschen aufbewahrt werden.

 

Vorkommen:

Silber ist ein seltenes Element. Es kommt allerdings etwa 20mal häufiger als Gold vor und steht an 67. Stelle der Elementhäufigkeit. Am Aufbau der 16km dicken Erdkruste ist es mit 0,08g/t Gestein beteiligt, im Meerwasser finden sich 1,2 Mikrogramm Silber pro m³. In der Natur kommt es gediegen in Form von Körnern, Blättchen, Drähten oder Locken vor. Es kristallisiert wie Gold und Platin in der kubischen Kristallform.
Chemisch gebundene Silberatome kommen auch in Silbererzen vor. Mindestens 129 verschiedene Silbermineralien sind bekannt, darunter das wichtige Silbererz "Silberglanz" (Akanthit = Silbersulfid). Die Hauptvorkommen an Silbererzen liegen in Nevada/USA, Kanada, Mexiko, Peru, Bolivien, Russland und Australien. Das gediegene Silber aus Freiberg/Sachsen und aus Kongsberg/Norwegen ist vor allem durch Mineraliensammler berühmt geworden.

 

Geschichtliches:

Silber war nach Kupfer und Gold das dritte Gebrauchsmetall, das die Menschen benutzten. Die Assysrer kannten es als "sarpu", die Germanen verwandten das Wort "silabra", die Goten "silubr", die Römer nannten es "argentum" (nach dem griechischen Wort "argyros", was so viel heisst wie "weiss-metallisch". Die alten Ägypter schmückten die Spitzen ihrer Obelisken mit Elektrum, einer Legierung aus Silber und Gold. Im alten Griechenland wurde seit dem 7. Jahrhundert vor Christus Silbermünzen geprägt. Das Silber stammte aus den Minen in Lavrion, ca. 50km südlich von Athen. Zunächst galt Silber wertvoller als Gold. Der römische Kaiser Caligula führte im Circus einen Wagen vor, der aus 124000 Pfund Silber bestand.

In Europa wurden im Mittelalter Silbererzvorkommen in Böhmen und in Sachsen entdeckt, was die Prägung von Silbermünzen in Mitteleuropa ermöglichte. Seit Anfang des 16. Jahrhunderts brachten die Spanier erhebliche Mengen des Edelmetalls aus Amerika nach Europa, der Wert des begehrten Metalls sank.

Das chemische Symbol "Ag" für Silber wurde von J.J. Berzelius im Jahre 1814 eingeführt. Die Alchimisten verwandten das Symbol des Halbmondes für das Metall Silber. Die Mondgöttin Luna verkörperte das weibliche Prinzip und stand für Klarheit und Reinheit - im Gegensatz zum männlichen, sonnenhaften Gold:

              alchimistische Symbole für Silber

 

Herstellung:

Etwa die Hälfte des genutzten Silbers fällt bei der Rohstoffgewinnung von Kupfer, Zink und vor allem bei der Bleiherstellung aus silberhaltigem Bleiglanz an. Ein Viertel der Gewinnung stammt aus Silbererzen, ein weiteres Viertel aus dem Recycling von Altmetallen. Die Herstellung aus den Silbererzen erfolgt wie beim Gold mit Hilfe der Cyanidlaugerei. Die fein gemahlenen Erze werden dabei mit einer 0,1 bis 0,2%igen Natriumcyanidlösung ausgelaugt, wobei die Silberionen der Erze komplex in Lösung gehen. Mit Hilfe von Zin- oder Aluminiumstaub kann dann das Silber aus der Lösung ausgefällt werden:

2Na[Ag(CN)2] + Zn -----> Na2[Zn(CN)4] + 2Ag

Das Produkt wird durch Filterpressen abgetrennt und geschmolzen, so dass man etwa 95%iges Rohsilber erhält. Die Anreicherung erfolgt durch eine elektrolytische Reinigung mit Silbernitratlösung als Elektrolyt. Die Anoden bestehen aus 1cm dicken Rohsilberplatten, die Kathoden aus dünnem Feinsilberblech. Das reine Silber kommt vor allem in Form von Barren, Blechen oder Drähten in den Handel.

 

Verwendung:

Silber ist heute das meist gebrauchte Edelmetall. Es spielte von alters her eine wichtige Rolle zur Herstellung von Münzen. Sein Preis liegt heute jedoch deutlich unterhalb von Gold, Platin oder Palladium. Es dient aufgrund seiner hohen elektrischen Leitfähigkeit zur Herstellung von elektrischen Kontakten, von Elektroden oder elektronischen Bauteilen. Sein Aussehen und seine thermische Leitfähigkeit führte zu einer weit verbreiteten Anwendung bei Geschirr und Bestecken im Haushalt. Für die Herstellung von Schmuck wird es aufgrund seiner Weichheit zur Erhöhung der Härte meist mit anderen Metallen legiert. "Sterlingsilber" besitzt einen Feingehalt von 92,5% Silber. Zahnärzte verwenden eine Legierung aus Quecksilber und Silber (Amalgam) für Zahnfüllungen. Aufgrund der Giftigkeit des Quecksilbers ist diese Anwendungsmöglichkeit jedoch sehr umstritten. Silber- verbindungen wie Silberchlorid werden wegen ihrer Lichtempfindlichkeit für hochwertige Fotopapiere verwendet. Aufgrund seiner bakterientötenden Wirkung findet Silberpulver auch in Salben eine Anwendung.
 

Ein weiteres wichtiges Anwendungsgebiet ist die Herstellung von Spiegeln: Dabei werden Glasscheiben zuerst sorgfältig gereinigt und danach in eine Silbersalzlösung getaucht (z.B. Silbernitrat). Die Zugabe eines Reduktionsmittels (Glucose oder Fructose) führt zu einer gleichmässigen Ausscheidung des Silbers, das sich auf der Glasoberfläche festsetzt. Dieses Verfahren ist heute jedoch weitgehend durch das so genannte Silber-Spitzverfahren verdrängt, bei dem das Silber direkt auf die Glasplatten aufgedampft wird.

 

                         Die austral. Münze "Kookaburra" besitzt eine Reinheit von 99,9% Silber

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